Ergänzung zu Göteborg am 06.08.2013: Da Karl-Josef und ich uns am Vormittag, nachdem wir Geld abgehoben und uns ein Eis gegönnt hatten, in Göteborg trennten, hatte ich noch einige Erlebnisse, über die ich gerne berichten möchte: So begab ich mich in die bereits erwähnte Christinae Kyrka und hatte dort ein interessantes Gespräch mit Anna, die am Informationsstand saß. Anna studiert Theologie und verdient sich jeden Sommer etwas in der deutschen Gemeinde dazu. Sie hat ungarische Vorfahren, ist aber selbst in Göteborg geboren und spricht sehr gut Deutsch, das sie in der Schule gelernt hat. Die Deutsche Christinengemeinde habe ca. 8000 Mitglieder, Göteborg selbst eine halbe Million Einwohner. Auf den im Gemeindebrief gelesenen Pfarrerwechsel angesprochen, erzählt sie, dass die EKD (Evangelische Kirche Deutschland) vier Bewerber geschickt habe, die gepredigt und sich Fragen gestellt hätten. Der 38 jährige Christoph Garnel sei mit seiner ebenfalls als Pfarrerin ausgebildeten Ehefrau dann vom Kirchenrat gewählt worden. (Warum die EKD die Bewerber bestimme, konnte ich ihr leider auch nicht erklären.) König Gustav II Adolf habe im Jahre 1623 - zwei Jahre nach Gründung Göteborgs - seiner Tochter Christina den Auftrag zum Bau der deutschen Kirche erteilt. Diese Auftragserteilung könne man auch gut an der Gestik seines Denkmals unweit der Kirche erkennen. Die damit gegründete deutsche Gemeinde habe aus Protestanten aus den Niederlanden, Deutschland und Schottland bestanden, die beim Aufbau der Stadt mithalfen. Anna erzählt noch über ihr Studium, möchte aber nicht mit ihrem Foto auf unserer Seite stehen. Wir verabschieden uns herzlich und ich begebe mich noch in den Gustavsdom. Die Kirche bekam ihren Namen nach dem König, der im Jahre vor der Einweihung in der Schlacht bei Lützen 1632 gefallen ist. Der Dom dient als Kirche für die Innenstadt und als Hauptkirche im Bistum. Vor der Kirche steht die Büste von Peter Wieselgren, der 1857-1877 Domprobst war und auf vieler Art die Gottesdienst-besuche für die Mittellosen zu ermöglichen versuchte, da man derzeit seine Kirchenbank mieten musste. Danach besuche ich noch das Stadtmuseum im traditionsreichen Ostindien-Haus aus dem 18. Jahrhundert. Nachdem der Handel mit China 1807 -1813 immer schlechter lief, beschloss die Ostindische Companie die Abwicklung der eigenen Geschäftstätigkeit und Versteigerung des Ostindischen Hauses, das schließlich 1861 zum Göteborger Museum wurde. Es spiegelt die Geschichte der Stadt und der Region vom Altertum bis zur Gegenwart wieder. Zu den Beständen gehören rund eine Million Gegenstände, u. a. das einzige ausgestellte 1000 Jahre alte Wikingerschiff Schwedens. Im Wikingersaal gibt es auch Silberschätze, Waffen und Schmuck zu sehen, weiterhin Holzplastiken der damaligen Götterwelt (Odin u.a.). Sehr beeindruckt haben mich auch die vielen gezeigten alten Filme. In einem Film über Handwerker staunte ich, wie mühsam früher die Herstellung eines einzigen Stuhles war. Ein Film wurde 1907 aus der Straßenbahn gedreht. Mit Kutschen und auch unachtsamen Bürgern kam es immer wieder zu einem Beinahe-Zusammenstoß. Andere Kinder liefen voraus, um zu zeigen, dass sie schneller waren. Eine Dia Reihe zeigte Bilder ab 1850. Die Menschen wurden damals kaum älter als 65 Jahre. Berauscht von den vielen Eindrücken begebe ich mich zur Jugendherberge zurück.
News zum 07.08.2013: Morgens 6:30 ist Wecken. Wir wollen ja um 10:00 Uhr die Fähre nach Frederikshavn erreichen. Um 9 Uhr fahren wir los. Die Jugendherberge hatte eine gute sanitäre Ausstattung und auch die Küche mit Aufenthaltsraum und Kühlschrank war sehr ansprechend. Allerdings lag unser Zimmer an einer Bushaltestelle und viel befahrenen Straße. Der Fußgängerweg lag unmittelbar am Fenster, das lediglich knapp einen Meter über den Weg ragte. Wir sind pünktlich mit Hilfe eines Aufzuges am Kartenschalter für eine Überfahrt, werden aber von einer Mitarbeiterin darauf hingewiesen, dass wir mit unseren Rädern zum Einchecken ca. einen Kilometer weiterfahren müssten. Dort angekommen können wir auch an den Autos vorbei direkt in den Bauch der Fähre fahren. Wir müssen uns zunächst mit einem Platz in der Mitte des Schiffes begnügen. Aber nach einer Weile gelingt es mir einen Fensterplatz zu ergattern und die Überfahrt mit Kaffee, Brot, Plätzchen und meinem iPod zu genießen. Nach Ankunft um 13:15 Uhr in Frederikshavn machen wir uns zunächst auf die Suche nach einem dänischen Bankautomaten. Wir erfahren, dass 100 dänische Kronen 1,45 Euro entsprechen. Nach einem Picknick auf einem Kirchhof geht es weiter an die nördlichste Spitze Dänemarks, dem 40 km entfernten Skagen, dass wir nach drei Stunden um 17 Uhr auf einem vorzüglichen Radweg vorbei an Dünen und Heidelandschaften erreichen. Dann müssen wir noch ca. 3 km bis zur Küste fahren, wo uns schon ein großer Parkplatz erwartet. Auf der höchsten Erhebung liegt ein riesiger Kompass aus Bronze, der die Himmelsrichtungen anzeigt. Nicht weit entfernt steht ein großer Leuchturm. Wir sehen aufs Meer hinaus und entdecken eine Vielzahl von Schiffsfrachter, die um dieses „Cap Horn“ herum müssen. Hier scheidet sich die Nordsee (Skagerrak) von der Ostsee (Kattegat). Dies kann man deutlich an einer blau –braun Verschiebung der Farben erkennen. Wir beschließen noch Richtung Strand zu gehen, wo viele Urlauber im warmen Wasser schwimmen. Na, denke ich, ob die beiden vielleicht zumindest mit den Füßen ins Wasser wollen und gehe mit den Füssen im Wasser mutig voran. Wir müssen dann leider den Strand verlassen, um noch rechtzeitig für das Abendessen einkaufen zu können. Wir kommen in der Nähe der Küste auf einen Campingplatz, der zwar nichts zu wünschen übrig lässt, aber auch seinen stolzen Preis hat. Da Jürgen heute frei zum Blogschreiben hat, fahren Karl-Josef und ich in den ca. 3 km entfernten Stadtkern einkaufen. Es gibt Nudeln mit Champions und Tunfisch in Tomatensauce, angereichert mit 6 Tomaten und drei gekühlten Dosen Carlsberg, wieder mit den uns zu Hause vertrauten Promille von 5,3 %. Dabei hatten wir uns die ganzen Wochen in Schweden wirklich an die 2,8 % gewöhnt. In der Nacht fängt es an zu regnen und ich schließe das Zelt vollständig.
Allgemeine Beobachtungen: Wir sind in Frederikshavn im siebten Land der Europäischen Gemeinschaft angekommen (Hinzu kommt Kaliningrad in der Sowjetunion), Wir hatten demnach acht Sprachbarrieren zu überwinden, kamen aber überall mit Englisch und Deutsch gut zurecht. Viele haben in den bereisten Ländern in der Schule Deutsch gelernt, weil Deutschland mit 100 Mill. Einwohnern die stärkste Wirtschaftsmacht in der EU darstellt. Dies bedeutet viele wirtschaftliche Verflechtungen, so dass im Tourismus, Handel und allgemein im Berufsleben Deutsch sehr nützlich sein kann. Zu berücksichtigen sind auch die weit überproportional vertretenen Touristen aus der wirtschaftlich starken Schweiz und aus Österreich.
Skagen war bereits im Mittelalter eine bedeutende Fischersiedlung. Im Jahre 1413wurden dem Ort die Stadtrechte verliehen. Allerdings war es eine ungewöhnliche Kleinstadt, denn es gab weder Straßen noch einen Marktplatz, nur zwischen den Dünen verstreute Häuser. Es gab auch keine Straßenverbindungen zu anderen Orten, sondern nur einen Weg über den Strand. Ab dem ausgehenden 16. Jh. hatte Skagen immer wieder mit starken Sandverwehungen und Überschwemmungen zu Kämpfen – Über eine Kirche, aus der nur noch der Turm aus dem Sand herausragt, wird noch berichtet! - Als auch der Fischfang stagnierte, ging es für lange Zeit bergab. Die abgeschiedene Lage „am Ende der Welt“ zog jedoch Mitte des 19. Jahrhunderts etliche Künstler und Touristen an. Darauf wurden Straßen nach Skagen gebaut, 1890 eine Eisenbahnverbindung nach Frederikshavn und 1907 ein Hafen. Das Künstlerleben, das sich auch heute noch in Skagen im Sommer entfaltet, ist außergewöhnlich. Für die Skagen-Maler ist ein eigenes Museum eingerichtet worden, das sog. „SkagenMuseum“ Außerdem kann man in Michael und Anna Anchers Wohnhaus Einblicke in die Geschichte und das Leben der Skagen-Maler bekommen.



















