Montag, der 26.08.2013; Von Groß-Reken umfahre ich nördlich Bottrop und Oberhausen, um in Duisburg an einen vielbesungenen Fluß zu kommen. Am Abend treffe ich Heiner wieder.

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Am Morgen bin ich schon früh unter der Dusche und packe die ersten Sachen zusammen. Zum Frühstücken setze ich mich in den Außenbereich der Gastwirtschaft und Rosemarie bringt mir wie versprochen heißes Wasser für meinen Morgenkaffee. Obwohl einige andere Camper auf dem Weg zum Bäcker vorbeiradeln und grüßen, kommt kein Gespräch zustande, so dass ich ziemlich alleine bleibe. Mein Resümee zum Alleinradeln ist, wie ich schon an den ersten Tagen berichtet habe, doch viel lieber mit Partner zusammen zu reisen. Ich bin halt kein Eigenbrötler und genieße das Zusammensein mit Reisekollegen. Daher bleibt das Frühstück relativ kurz, ich schmiere mir meine Brote für unterwegs und packe die restlichen Sachen zusammen und aufs Rad. Vorher entscheide ich mich aber doch noch, etwas mehr Luft ins Hinterrad zu pumpen, damit die längere Etappe heute nicht so anstrengend wird wie die gestrige. Bevor es los geht, verabschiede ich mich noch von Rosemarie und bedanke mich für die herzliche Aufnahme. Vom Campingplatz aus kann ich über ruhige Nebenstraßen bis nach Wulfen fahren und dann über eine Landstraße nach Dorsten. Vorher überquere ich aber erst die Lippe und direkt danach den Wesel-Datteln-Kanal. Weiter geht es über einen begleitenden Radweg der Bundesstraße 249 nach Kirchhellen und dann auf Dinslaken zu. Nun bin ich schon mitten im industrialisierten Teil von Nordrheinwestfalen, dem auch heute noch größten stahlverarbeitenden Gewerbegebiet der Welt. Längst rauchen keine Schornsteine mehr, aber große Industrieflächen säumen meinen Weg. Irgendwie schlängle ich mich bis zum Außenhafen von Duisburg durch. Wie in vielen großen Städten sind die Radwege und die Beschilderungen eine Katastrophe. Glücklicherweise habe ich aber mein Smartphone Navi an und finde bis auf 2 Stellen gut den Weg, was weiter aber auch nicht schwer ist, da es immer nach Süden geht und letztlich führt der Weg an den Rhein. Der Rhein ist für mich ein Stück Heimat und jedes Mal erlebe ich ihn in anderen Facetten. Es ist der wasserreichste Nordseezufluss und eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt. Duisburg liegt am Zusammenfluss der Ruhr in den Rhein und ist der größte Binnenhafen Europas, was das Radeln direkt am Rhein entlang nicht einfach gestaltet. An der Promenade des Leinpfades ist ein Museum, das sich der Binnenschifffahrt angenommen hat. Einige Boote liegen an der Kaimauer, so auch das Räderboot Oskar Huber (gebaut 1922), dass noch bis 1960 bis zu 7 antriebslose Kähne hinter sich herzog. Auch der Eimerkettendampfbagger "Minden" liegt hier, der meine Aufmerksamkeit natürlich auf sich zieht, da so etwas Ähnliches - allerdings nicht schwimmend - im Bergbau bis heute noch Anwendung findet. Etwas Originelles gibt es auch an einem Geländer des Leinpfads an der Schifferbörse, nämlich gestrickte Pfostenüberzüge, muss man nicht schön finden, aber etwas Einzigartiges ist es schon. Auf einer Bank mit dem Ausblick auf den Hafen esse ich mein geschmiertes Hasenbrot von heute Morgen und wie bestellt klingelt auf einmal ein Eiswagen hinter mir und ich gönne mir zum Nachtisch noch einen leckeren Eisbecher. Noch schwieriger als von Norden nach Duisburg gestaltet sich das Radeln nach Süden. Nachdem ich weitere Vororte von Duisburg hinter mich gelassen habe, geht es nun auf die Stadt Düsseldorf zu, die allerdings weniger industriell geprägt ist, dafür aber mit schicken Vororthäusern. Ich komme nach Kaiserswerth, einem Vorort von Düsseldorf, aus dem meine Schwiegermutter Therese stammt und der ich hier im Blog, als eifrige Leserin unserer Abenteuergeschichte natürlich ihr Elternhaus im Foto festhalte. Hier fühle ich mich nun noch nicht direkt in Düsseldorf, da Kaiserswerth früher zur Kurköln gehörte, also ein Stück Heimat darstellt. Ich kenne mich hier gut aus und so radel ich über den Kaiserswerther Markt runter an den Rhein, um an der 1174 von Kaiser Friedrich Barbarossa erbauten Kaiserpfalz vorbei zum alten Fährhaus zu kommen. Da ich noch reichlich Zeit habe, bestelle ich mir ein Weizenbier mit ….? und warte auf die Fähre, die hier nach Meerbusch-Langst hin und her pendelt. Auf der westlichen Rheinseite fahre ich erst noch auf einem Damm, muss aber dann den Stadtteil Strümp durchqueren und stelle fest, dass hier umfangreiche Vorbereitungen für ein anstehendes Schützenfest getroffen werden. Als mein Navi mich zu Heiners Haus geführt hat, klingele ich bei einer Nachbarin, die über mein Eintreffen informiert ist und hole dort den Haustürschlüssel. Als ich mein Rad abstelle, stelle ich beruhigt fest, dass meine Hinterradfelge mich auch heute nicht im Stich gelassen hat, obwohl die Schläge der Schadstellen deutlicher spürbarer geworden sind. Im Wohnzimmer setze ich mich in einen bequemen Ohrensessel der am Fenster in Richtung Garten steht und schreibe eine kleine Email an Ina, die nur einige Häuser weiter wohnen muss, um ihr mitzuteilen, dass ich bei Heiner gelandet bin. Ohne die fleißige Ina wäre unsere schöne Website nicht möglich gewesen, und ihr gebührt unser ganzer Dank für all die Arbeit, die sie geleistet hat. Als ich in dem gemütlichen Ohrensessel gerade am wegschlummern bin, klingelt es an der Wohnungstür und wer kommt, natürlich Ina! Sie steht mit einem geliehenen Fahrrad vor der Tür, das sie wieder zurück bringt. Noch bevor wir uns über die letzten Gegebenheiten austauschen können, kommen dann auch Ulrike und Heiner aus Berlin zurück und noch später stoßen Elke, Felix und Klaus noch hinzu. Es gibt Einiges zu berichten, von unseren Erlebnissen aber auch, was sich hier in Meerbusch und sonst noch so alles getan hat. Um die Erzählungen nicht zu unterbrechen, gibt es zum Abendessen leckere Pizzen, die ein Pizzaservice perfekt zubereitet hat. Klaus spricht ein Thema an, worüber nicht nur wir Ostseeradler bereits nachgedacht haben. Macht es Sinn, lohnt es, zu wagen, unser Tagebuch zu einem späteren Zeitpunkt einmal als Buch heraus zu geben. Diese Idee muss sicherlich gut überlegt und das Kostenrisiko abgewogen werden. Während der kleine Felix seinen Patenonkel Heiner kaum mehr freigeben will, erzählen Ina und Klaus von einer Segelregatta in den Niederlanden, an der sie am letzten Wochenende einen guten Platz erzielen konnten. So gibt es noch viel zu erzählen und es ist schon nach Mitternacht, als festgestellt wird, dass morgen ein Arbeitstag ist – natürlich nicht für Heiner und mich - und es von daher angeraten ist, die Nacht zum Ausruhen zu nutzen. In einem herrlich weichen Gästebett vergesse ich meine lieb gewonnene Thermarestmatratze und verbringe die letzte Nacht hier in Meerbusch, bevor ich auf den Tag genau nach 4 Monaten wieder nach Hause zurück komme.