Die Nächte bleiben frostig, aber tagsüber gibt es zumeist blauen Himmel aber auch in den letzten Tagen eisigen Wind von vorn.
Ich darf noch einmal zurückblicken auf den Vortag. Nun hat es ausgerechnet mich erwischt, dass ich den ersten Platten einfahre. Neue Felgen, Speichen, einen super Nabendynamo (Rainer sei Dank!) und hochgelobte robuste neue Fahrradmäntel von Schwalbe, aber einen alten Schlauch genommen. Nun alles wieder hinbekommen, dumm nur, dass ausgerechnet ich gestern meinen Ersatzschlauch ins Paket gegeben hatte (zur Gewichtsreduzierung), weil ich dachte, brauche ich nicht, sind ja noch 2 Ersatzschläuche da. Werde mir also unterwegs wieder einen kaufen müssen.
Aber das größere Problem war, dass plötzlich mein Umwerfer (damit schaltet man die Kette auf den vorderen Zahnkränzen) nicht mehr funktionierte und die Kette auf dem größten Kettenblatt lag (für schnelles Fahren!). Normalerweise kein Problem, aber bei Steigungen von bis zu 16° will man gerade die kleineren Kettenblätter nutzen. Eine kurze Inspektion brachte keine Lösung. Also musste ich mein Fahrrad schieben, während meine Wegbegleiter voller Stolz diese Hürden tretenderweise schafften.
Erst am nächsten Tag, also von dem ich jetzt berichte, habe ich den Fehler gefunden. In den Umwerfer hatte sich ein kleines Steinchen reingesetzt und damit den Mechanismus blockiert. So etwas ist mir noch nie passiert.
Der interessierte Leser wird vielleicht denken, also so wirklich viele Kilometer am Tag schaffen die ja gar nicht! Ja, wir sind selber überrascht. Aber wegen der Kälte kostet es morgens Überwindung, schon früh los zu fahren. Dann gibt es immer wieder Probleme unsere News, den Track (das ist die Fahrroute, auf der ihr sehen könnt, wo wir fahren und wie weit wir schon gekommen sind.) ins Netz zu bekommen. Unsere liebe Ina (Webmaster(in)) ist da immer der hilfsbereite Rettungsanker. Da die Übertragung direkt auf den Blog immer zu lange dauert, haben wir gestern beschlossen, alles über Ina zu mailen, die dann die Infos einstellt. Solche Dinge brauchen Zeit und rauben uns auch die verfügbare Zeit, um unsere Etappen zu bewältigen. Ein weiterer Punkt des nur zögerlichen Weiterkommens ist, dass es auch ab 17-18 Uhr wieder deutlich kälter wird und wir uns dann nach Zeltplätzen umsehen müssen. Aber noch brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, da wir bis zum 10.05.2013 (Beginn unserer Visa für Russland) noch ausreichend Zeit haben. Ein dickes Lob an meine beiden Mitstreiter, die über die Woche konditionell stark zugelegt haben.
Das kalte Wetter hat aber auch etwas Positives, man schwitzt nicht so, also stinkt man auch nicht so, braucht nicht so oft zu waschen (meinen wir jedenfalls!). Im Übrigen haben wir noch keinen Tropfen Regen abbekommen.
Vom Zeltplatz weg geht es durch die bekannten Seebäder (sehen irgendwie alle gleich aus und man will nur irgendwie weiter). Wir überqueren auf einem gut ausgebauten Fahrradweg die Grenze. Es gibt eine schöne Plastik, die den Grenzübergang markiert. Schon in Ahlbeck bemerken wir viele polnisch sprechende Besucher und als wir nach Swinoujscie reinkommen, bemerken wir, dass es in Polen wohl einen Feiertag gibt. Alle Menschen sind auf den Beinen und genießen den schönen Sonnentag. Wir suchen uns am Hafenbecken der Swine einen Imbissstand und wählen Schaschlik-Spieß mit viel Zwiebel dazwischen (sorgen für so manchen pneumatischen Anschub). Längere Zeit müssen wir warten, um mit einer großen, aber kostenlosen Fähre über die Swine überzusetzen. Derweil beobachten wir amüsiert aufgebrezelte polnische Mädels, die sich für den Festtag schön gemacht haben. Wir vermuten dass die Polen ihren Nationalfeiertag haben.
Auf geht’s die Ostküste Polens abzufahren und zwar auf dem Ostseeküstenradweg R10. Aber was wir dann erleben verschlägt uns die Sprache. Wir fahren in ein Waldstück herein, wo der legendäre R10 durch Baumfällerarbeiten einem Acker gleicht. Irgendwann erkennen wir den Grund für die Streckenauswahl. Wegen eines begehbaren und geöffneten Turmes, der früher als Schießanlage genutzt wurde, und nun als Aussichtturm dient; also diese Horrorstrecke, wo wir für gefühlte 5 km fast eine Stunde gebraucht haben, gut, allerdings mit Turmbesteigung! Wir beschließen auf eine Bundesstraße auszuweichen, die dann ein rasanteres Radeln zulässt. Auch für den weiteren Verlauf beschließen wir eine abweichende, wir dachten schnellere Strecke. Aber hierbei haben wir übersehen, dass es im Küstenbereich ganz schöne Hügelketten gibt, die überwunden werden müssen. Ziemlich ausgelaugt finden wir dann gegen 19:00 Uhr in Miedzywodzie einen Campingplatz. Ein kleines Lädchen hat noch auf und wir kaufen, na, was wohl, trotz der wieder gegen 0° tendierenden Temperaturen “Zubr“ (mein absoluter Bierfavorit in Polen) und Wòdka Zoladkowa Gorzka (ein Wodka als Magenlikör). Beides haben Elisabeth und ich auf einer Fahrradreise in den Masuren zusammen mit Feunden kennen und schätzen gelernt!
Zum Aufwärmen gab es noch einen heißen Kräutertee und eine Tomatensuppe zusammen mit Brötchen noch vom Frühstück! Danach ging es ruckizucki in unsere warmen Schlafsäcke!




