06.05.2013 eine 95km Tour von Wicie (Nähe Darlowo) über Ustka, Objazda nach Izbica (Nähe Leba)

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Einer der gemütlichsten Campingplätze bisher auf unserer Tour, klein aber fein. Nach dem bekömmlichen Abendtrunk des Vorabends haben alle super geschlafen! Und es fällt uns schwer, bei einem nebeligen Morgen aus den Schlafsäcken zu kriechen. Ein allmorgendliches Bedürfnis hilft aber ungemein, diese schwere Hürde zu nehmen. Ein benachbarter Tierpark, mit einheimischen und exotischen Vögeln bietet am Morgen ein illustres Gezwitscher.
Sehr praktisch, dass der Chef des Campingplatzes gleichzeitig einen Minimarket betreibt (s. Foto). Hier holen wir uns frische Brötchen und Aufschnitt und genießen die aufgehende und wärmende Sonne.
Heiner hatte uns am Vortag ja einen kräftigen Schrecken eingejagt, als er bei einer Bergabfahrt in einer Tiefsandstelle einen Abflug machte. Wir waren heilfroh, dass er sich nicht ernsthaft verletzt hat und nur eine Schürfstelle und leichte Prellungen im linken Hüftbereich hatte. Lediglich bei einer Satteltasche war die Anschlussleiste für die Befestigung am Gepäckträger an einer Seite abgerissen. Dies konnte so nicht bleiben, da die Gefahr bestand, dass der Rest sich auch noch verabschiedet. Nun wurde diskutiert, wie dieses Malheur wohl am besten wieder zu reparieren ist. Karl-Josef schlug vor, 2 Löcher durch die Rückwand der Ortliebtaschen zu machen und dann die Leiste mit Kabelbinder zu fixieren. Da ich an meinen uralten Ortliebtaschen (die Dinger halten ewig) die Leisten mal nachgerüstet habe (früher gab es nur Haken, aus denen die Taschen immer raussprangen), schlug ich vor, mit einer 5 mm Inbusschraube und geeigneten Tellerscheiben den erforderlichen Halt wieder herzustellen. Da ich 2 alte Filmdöschen mit diversen V2A Schrauben, Muttern und Scheiben im Ersatzteilbestand mit mir führe, wurde diese Variante favorisiert. Heiner musste die Tasche ausräumen und ich bin dann zu meinem Freund dem Campingchef gegangen. Mit einer kreisenden Bewegung und einem entsprechenden Brummgeräusch habe ich ihm klar gemacht, dass ich eine Bohrmaschine brauche (der geneigte Leser muss entschuldigen, dass mir das polnische Wort hierfür nicht verfügbar war, meine Vokabeln beschränken sich auf allgemeingehaltene Konversation und dem lebensnotwendigen Bestellen von Bier und Wodka). Schnell schickte er einen Helfer los, um die erforderlichen Werkzeuge zu holen. Ab da konnte ich nur noch zusehen, was polnische Handwerkskunst vermag. Ich war froh, dass ich immerhin aus meinem Reparaturdöschen direkt einen Inbus- und passenden Ringschlüssel hatte und ihm zur Verfügung stellen konnte.
Ausschließlich nette Begegnungen mit der polnischen Bevölkerung lassen das teilweise strapaziöse Radeln auf nicht immer fahrtüchtigen Wegen zum schönen Erlebnis werden! Da wir mittlerweile gelernt haben die bikeline (Routenbeschreibung) besser zu verstehen, wissen wir, wenn ein Symbol für einen Campingplatz unter dem Städte- /Dorfnamen steht, dann können das auch kleinere, in der Regel Stellplätze für Dauercamper sein, die für Tagesreisende nicht zur Verfügung stehen. Eine weitere Erkenntnis ist, dass nicht jeder ausgewiesene Fahrradweg für unser Ansinnen geeignet ist schnell weiter zu kommen. Manchmal geht es im Zickzackkurs zu kleinen Sehenswürdigkeiten und da werden Wege genutzt, die für uns nicht befahrbar sind. Aber auch die Landstraßen sind häufig nichts als Flickenteppiche mit großen Schlaglöchern. Insbesondere bei Gegenwind kann hier nicht Windschatten gefahren werden, da ein ständiges Ausweichen von Beulen und Löchern erforderlich ist. Dennoch machen wir gute 95 km und dies obwohl wir eine 5 km tiefsandige Waldpassage haben, die wir nur schiebender Weise überwinden können und dies weil mal wieder Holzfällerarbeiten alles durchgeackert haben.
Ansonsten genießen wir sehr ruhige, wunderschöne Landschaften, einsame Alleen (bis auf die Schlaglöcher) und Dörfchen mit alten Backsteinkirchen, Bauernkaten mit teilweise reetgedeckten Dächern oder Häuser mit bunten (häufig rot) gedeckten Blechpfannen, bei denen man den Unterschied nur in der dünnen Materialstärke zu unseren Tonziegeln und bei näherem Hinsehen erkennt. Mitunter bleibt auch beim anstrengenden Pedalieren Zeit, die zaghaft aufblühende und grüner werdende Natur mit den zwitschernden Lockrufen der verschiedenen Vögel zu genießen. Bei dem Ritt über einen Plattenweg durch eine weite Feldlandschaft tiriliert eine Feldlerche so laut, dass sie unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Um die Mittagszeit suchen wir uns in einem Städtchen (so diesmal „Ustka“) ein nettes Restaurant, in dem wir die polnischen Köstlichkeiten probieren und die notwendige Flüssigkeitsaufnahme vornehmen. Gutes Essen für wenig Geld, da haben wir keine große Motivation unsere Benzinkocher anzuwerfen. Die im Übrigen beide nicht so gut funktionieren. Liegt es an dem eingefüllten Superbenzin mit 95 Oktan (wir nehmen beim nächsten Mal 98 Oktan), oder an den niedrigen Temperaturen? Ich kann mich an eine Tour in Irland erinnern, bei der wir im Mai auch extrem niedrige Temperaturen und auch Probleme mit dem Kocher hatten. Irgendwie funktioniert der Vergasungsprozess nicht so richtig und das Kochen von Wasser wird zu einem Geduldsspiel.

Campingplatzbesitzer und Kaufmann
Frühnebel
Abendnebel
alles klar wohin es geht
beschauliche Dörfer
Dorfanger mit Löschteich
Kopfsteinpflater meistens bei Ortsdurchfahrten
Plattenweg und Rüttelstrecke
Sandweg ist nicht befahrbar
traumhafte Waldwege

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