Frühaufsteher muss man in Finnland wirklich suchen. Liegt das möglicherweise an der langen Helligkeitsphase während der Sommerzeit? Aktuell ist es gerade mal vielleicht 3 Stunden dunkel! Aber es hat ja auch etwas für sich, wenn es morgens ruhig und gelassen zugeht. Vielleicht liegt es auch am Saunen, da Heiner am Vorabend, wie gefühlte 80% der Campingplatzbewohner, auch noch in die Sauna geschlüpft war und somit wie alle anderen Finnen heute Morgen nicht in die Senkrechte kommen mochte. Nur hatte Heiner die Sauna erst nach der ausgewiesenen Zeit besucht und wurde dann aber abrupt durch ein Pärchen, das die Sauna wohl für sich alleine haben wollte, vertrieben. Dennoch meinte er am nächsten Morgen nur, dass er nach einem Saunabesuch besonders gut schlafen könne. In einer kleinen Blockhütte wird auf Elektro-Kochplatten schnell das Kaffeewasser aufgesetzt und der Tisch feierlich geschmückt. Denn schon wieder wird einer während unserer Abenteuertour ein Jahr älter. Ok, so etwas passiert halt, wenn man so lange unterwegs ist! Nun meine Hoffnung ist ja, dass wir zu meinem Geburtstag Ende November die Ostseeumrundung abgeschlossen haben! Diesmal feiert Karl-Josef sogar einen halb gerundeten Festtag. Natürlich erhält er aus 2 vollen Kehlen ein überragendes Geburtstagsständchen geschmettert, dessen Echo im Laufe des Tages durch Anrufe per Handy noch nachhallt! Da wir einige Tage ohne Internetverbindung sind, wird er die vielfältigen Kommentare in unserem Blog erst später entdecken. Die noch am Morgen gehegte Hoffnung, dass wir im Tagesverlauf nun endlich wieder ebenere Strecken erwischen, stellt sich als trügerisch heraus. Die Finnen bauen ihre Straßen immer den geologischen Strukturen nach. Dies bedeutet, dass Fahrradwege, wenn sie separat geführt werden, auch schon mal mehr ins Tal oder den Berg rauf gehen. Landstraßen nehmen alle Verwerfungen mit, die die Natur hergibt. Nur bei der parallel verlaufenden Autobahn, da hat man sich bemüht Berg und Tal zu egalisieren. Bei aller Anstrengung, die uns heute abverlangt wird, erfreuen uns kilometerlang blühende Lupinen, die in den verschiedensten Farben blühen. Zum Mittagessen geht es in ein Fastfood Restaurant (leider ohne WiFi) und wir laden Kalorien auf. Dazu gibt es hier in Finnland wie in jedem Restaurant Wasser in einer Glaskaraffe und entsprechende Gläser. Ja, wer hätte das gedacht, dass uns nach dem mäßigen Bierkonsum in Polen und dem Baltikum nun gekühltes Leitungswasser wie ein Labsal erscheint. 3 solcher Kannen werden geleert, bevor es dann weiter geht. Über den weiteren Streckenverlauf gibt es wenig zu berichten, außer dem ewigen Auf und Ab im Streckenverlauf. Bei hochsommerlichen Temperaturen, die uns zusätzlich zu schaffen machen, haben wir uns schon nach 60 km für einen Campingplatz auf einer Insel südlich der Stadt Salo entschieden. Die Insel kann durch eine angeschüttete Landverbindung erreicht werden. Nachdem wir die Platzverwalterin überzeugt haben, dass unser kleines Zelt doch nicht auch noch 17 € kosten darf, lädt uns Karl-Josef zu einem leckeren Bierchen ein. Wir trinken auf sein Wohl, haben es uns aber heute auch wirklich verdient. Mit einer kompletten Küche auf dem Platz zaubern meine Mitstreiter noch ein leckeres Abendessen und wir erleben noch einen bezaubernden Sonnenuntergang. In einer Grillhütte haben sich einige Finnen versammelt und schmettern zu Akkordeon und Gitarre schöne Volksweisen. Und wieder haben wir das Gefühl, dass reichlich Alkohol mit im Spiel ist. So genießen auch wir noch mal auf Karl-Josef ein kleines Tröpfchen aus der silbernen Plastikflasche, bevor wir in die zum Schlafen vorbereiteten Säcke krabbeln. Nur kurz kommen Fragen und Zweifel auf, ob wir denn die morgige Mammutstrecke von ca. 100 km bis zum nächsten Campingplatz schaffen. Aber dann versetzt uns die Anstrengung des Tages in einen traumlosen Schlaf. So, und nun liebe Kinder, gebt fein acht, ob die drei das denn morgen schaffen, wird euch im nächsten Bericht gesacht.