Mittwoch, der 12. Juni 2013; Inselhopping von Prästö, über Töftö und weiter nach Vårdö vorbei an Kummlinge, Lappo zum Hafen nach Torscholma auf der Insel Brandö bei mäßigem „Wetter“. Ab und zu lachte die Sonne

Bild des Benutzers Karl-Josef

Wir haben Zeit. Der Start des Inselhoppings wird durch die Fähren bestimmt. Die erste geht um 12 Uhr mittags. Also mit Ruhe frühstücken, geduscht wird später und erst mal vor dem Küchenhaus des Platzes auf der Terrasse Spiegelei mit starkem Kaffee genießen. Nach 9 km Radtour verließen wir die Hauptinsel Åland mit der Fähre zur Insel Vårdö. 15 km gemütliches pedalieren vorbei an kleinen Gehöften und einer einfachen trutzigen protestantischen Kirche, die so aussieht, als wenn sie hier den Glauben vierteiligen müsste. Der Innenraum ist angenehm evangelisch. Ein ausdrucksstarkes Bild fängt den Blick ein. Die Sonne wärmt immer intensiver, so dass wir unsere warme Radlerkleidung lockern. Eine uns schon vom Typ bekannte große Fähre mit Restauration wartete schon, ließ die LKW, Busse und PKW je nach Zielort einfahren. Ich kramte das Notebook aus der Packtasche damit wir unsere Berichte abschicken und E-Mails empfangen können. Jede große Fähre hat in Finnland freie Internetzugänge und alles was das Herz zum 2. Frühstück begehrt. Zweieinhalb Stunden durch eine Welt mit 6.500 Inseln. Kommt das Schiff aus dem freien Fahrwasser einer größeren Insel näher, sehe ich überall runde Felsrücken, die von der Eiszeit vor 18.000 Jahren ihren letzten Schliff erhalten hatten, aus dem Wasser. Lasse ich der Phantasie freien Lauf, sehe ich einen weißen Wal auftauchen, ein großes Krokodil das Maul aufreißen oder eine Riesenschildkröte gerade abtauchen. Die allgegenwärtigen, teilweise roten Granitfelsen lassen Inseln entstehen und bilden ein Bollwerk zur See. Am Ende der Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren ist durch das Abschmelzen der Inlandgletscher von Norwegen die gesamte Schärenplatte angehoben worden und hat eine wunderbare Natur für Mensch und Tier geschaffen. Pflanzen erobern sich selbst kleinste Felsen, in dem diese in Senken genügend Wachstumssubstanzen finden. Die Radarnavigation des Schiffes zwischen dieser Stein- und Wasserwelt kann über einen großen Bildschirm verfolgt werden. Gegen 14:45 Uhr sind wir im Hafen Torsholma, der uns den Weg über die Inselwelt Brändö öffnet. Richtig, es ist eine Inselwelt, die der Mensch durch Deiche miteinander verbunden hat. Bequeme Straßen aus rotem Granitsplitt lassen uns leicht von Eiland zu Eiland fahren. Immer wieder hält einer von uns an, um den Blick in einem Foto festzuhalten. Die Sonne gibt sich immer spärlicher, so dass Eile geboten ist. Hinter dem Ort Brändö finden wir den einzigen und sehr schlichten Campingplatz der Inseln. Eine große, grob gemähte Wiese mit einem Küchenhaus ist der Zeltplatz, der sich in der nächsten Stunde mehr und mehr füllt. Wir sehen einen 72-jährigen Mann mit seinem Sohn wieder, die wir schon auf der Fähre kennen gelernt hatten. Sie sind mit einem Wohnmobil über Stockholm angereist und wollen Richtung Nordkap. Die Reise erhielt er zum 70. Geburtstag. Mittlerweile standen 10 Zelte auf dem Platz und in der Küche wurde es eng. Eine Reisegruppe aus Russland mit 7 jungen Frauen auf Mountainbikes gehört ebenfalls zu den Campern. Sie wurden durch einen Versorgungswagen mit großem Anhänger und zwei Servicekräften begleitet. Abends spielten sie am Nachbartisch Karten und eine Flasche Cinzano kreiste in der fröhlichen Runde. Mit Jürgen erkundete ich das sehr nahe Ufer. Die schon erwähnten runden Felsen sind 1 m über dem Wasserspiegel von den Wellen blank geputzt und lassen rot-gelbe Farben aufleuchten. Überall wachsen von der See aus gesehen hinter dem Riedgras, 5 m vom Ufer entfernt, Felder saftig grüner Maiglöckchen, die immer noch blühen. Daneben sind Knabenkräuter in „altweiß“ zu bewundern. Es ist 21:00 Uhr. Jürgen denkt ans Fotografieren beim Sonnenuntergang. Daran will ich mich nicht anschließen, da damit erst um 23:00 Uhr zu rechnen ist und sich auch die Wolken immer mehr verdichten. Also krieche ich im Taghellen um 21:30 in meinen Schlafsack. Das Inselhopping wird morgen um 9:00 Uhr mit der letzten großen Fähre beendet.

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