Beharrliches Trommeln des Regens auf ein Zeltdach kann beruhigend sein, wenn alles trocken bleibt, nur motiviert es nicht direkt zum frühen Aufstehen. Nun wird sich sicher der Eine oder Andere fragen, ja ist denn bei einem solchen Regen nicht mit der Zeit alles feucht im Zelt. Nein, im Prinzip bleibt alles trocken, wenn man nicht nasse Klamotten mit ins Zelt nimmt. Auch wenn ein Zelt nass eingepackt wird (dies wird z.B.erforderlich, wenn man früh eine Fähre erreichen will, trocknet ein Zelt beim nächsten Aufbau nach ca. 1 Stunde gut ab und kann wieder bezogen werden. Weniger angenehm ist es aber längere Strecken bei Regen Fahrrad zu fahren. Natürlich kann man hier die berühmten GoreTex-Klamotten anziehen. Wirklich gut sind die von Heiner schon beschriebenen Socken aus diesem Material. Aber Jacken und Hosen helfen nur bedingt. Das Radeln ist anstrengend und man schwitzt erheblich und daher gilt es immer abzuwägen, wie stark der Regen denn sein muss, bis man GoreTex-Sachen anzieht. Heiner versucht es heute längere Zeit ohne Regenschutz und scheint damit Erfolg zu haben. Kommen wir zur vergangenen Nacht zurück. Während Karl-Josef und ich begleitet vom bereits erwähnten Regenprasseln gut durchgeschlafen hatten, erging es Heiner bei seinem Freiluftlager, wie er berichtete nicht so gut. Der Regen konnte ihm unter der Überdachung zwar nichts antun, aber trotz diverser Schutzmaßnahmen hatten Mücken den Heiner zum Fressen gern unnd ihn um den nötigen Schlaf gebracht. Nach lang gezogenem Frühstück unter dem schützenden Terrassendach machen wir uns bei einer Regenpause wieder zur Weiterfahrt fertig. Vorsorglich werden Regensachen angezogen, nur von Heiner eben nicht. Und tatsächlich bleibt es zunächst bei leichtem Nieselregen und später hört es dann ganz auf, so dass nach und nach die Regenbekleidung ausgezogen werden kann und die darunter liegende Schicht durch den Fahrtwind und später die Sonne trocknen kann. Nach gut 30 km erreichen wir das Städtchen Rauma. Im Bereich des Marktplatzes treffen zwei Hauptstraßen aufeinander, die von schönen holzverkleideten Häusern gesäumt sind. Die Stadt war von Anfang 17. Jhd bis zum Jahr 1808 von einem Zollzaun umgeben, und an der Straße Richtung Pori befand sich eine Zollstelle der ca. 70 km entfernten Stadt Pori. Rauma ist bekannt für hochwertige Stickarbeiten und sonstige Handarbeiten. In einer Pizzeria stärken wir uns für die noch lange Weiterfahrt nach Pori. Es gibt nicht viel zu berichten von der Weiterfahrt. Auf einsamen Nebenwegen, ab und zu am Wegesrand taucht ein Häuschen auf, mit roter, blauer oder hellgelber Holzverkleidung und weiß abgesetzten Fensterrahmen. Pori ist die drittgrößte Stadt Finnlands und auf unserer Karte war am Stadtrand ein Campingplatz angegeben. Als wir eine der großen Zubringerstraßen befahren, sehen wir auch ein Hinweisschild auf einen Campingplatz Yyteri, das aber nur die Richtung für eine Autoschnellstraße zeigt. Wir irren etwas herum, befragen etliche Leute, bis wir am Rande eines Stadions jemanden finden, der uns nach Recherche seines Smartphone mitteilt, dass der Campingplatz wohl nur während eines im Juli stattfindenden großen Jazzfestivals geöffnet sei. Also Pustekuchen mit dem Platz. Was sollen wir machen, da meine gebuchte Aldi Talk Flatrate nicht funktioniert, können wir auch kein Hostel oder Hotel suchen, bzw. buchen. Schweren Herzens ringen wir uns durch, dann noch weitere rund 20 km auf eine nordwestlich gelegene Halbinsel weiter zu radeln. Hierbei stellt sich dann heraus, dass das Hinweisschild wohl genau diesen Campingplatz gemeint hat. Als wir dort eintreffen holt uns der Regen dann doch wieder ein, so dass wir nach einer Blockhütte fragen. Aber wir haben keine Chance, da es hier ein nationales Treffen von Motorbikern gibt. Überall schwere Maschinen und die dazugehörenden Jungs. Das zum Platz gehörende Restaurant und ein davor aufgestelltes Partyzelt ist schon voll besetzt. Aber nach 120 km ist man nicht mehr groß wählerisch und so bauen wir schnell die Zelte auf und stellen unsere Sachen unter. Eine nur mit Codeschloss versehene Küche nutzen wir um unser Abendessen zu bereiten. Neben der Küche gibt es einen großen Aufenthaltsraum, wo wir dann essen. Hierbei kommen wir ins Gespräch mit schwergewichtigen Bikern. Obwohl Heiner sich mit denen schon anlegen wollte, weil diese sich an einem mitten im Raum befindlichen Grill zu schaffen machten und hierbei ein Smartphone mit guter Lautstärke für unsere Ohren nicht wohlklingende Musik ertönen ließ. Glücklicherweise besann sich Heiner aber seiner körperlichen Kräfte und verzichtete auf eine laute Maßregelung. Unverhofft gelang es mir aber mit den Bikern und insbesondere den zugehörigen Frauen in ein Gespräch zu kommen und die Musik verstummte. So erfuhren wir, dass motorradbegeisterte Taxifahrer Finnlands jedes Jahr ein Treffen veranstalten, das diesmal halt in Meri Pori stattfand. Einer der Biker berichtete, dass eine Schwägerin von ihm in einem Museum in Rovanjemi arbeitet, das er zu besuchen uns dringend empfahl. Für uns interessant war noch, wie die beiden Biker aus großen Holzscheiten schnell ein Feuer so geschickt entfachten, dass sie die Würstchen grillen konnten. Hierbei waren die Würstchen nicht direkt in der Glut, sondern wurden nur am Rande erhitzt. Die Bikerfrauen waren voll des Lobes, als wir von unserer Abenteurtour berichteten und ich denke zumindest auf diesem Gebiet haben wir gegen die schweren Jungs einige Punkte gut gemacht. Wir kommen noch mit einer weiteren Familie ins Gespräch und ich freue mich, dass es mir doch gut getan hat, die letzten Jahre mein Englisch noch einmal aufzufrischen. Liebe Marietta, wenn du dies liest, ganz, ganz lieben Dank für deine Geduld und das gute Training. Übrigens die Kontaktfreudigkeit der Finnen ist nicht ausgeprägt. Wir müssen auch sagen, dass die Gastfreundlichkeit nicht üppig ist und die Finnen eher abweisend sind. So erhalten wir auf einen freundlichen Gruß häufig keine Erwiderung, was nach den Erfahrungen in den baltischen Ländern, mit immer sehr freundlichen Menschen, gewöhnungsbedürftig ist. Zum Abschluss möchte ich noch auf eine Anregung aus den Kommentaren eingehen. Warum sieht man uns nicht mal mit einer Badehose irgendwo am schönen Ostseestrand? Nun, weil wir keine Masochisten sind. Jeder kann die aktuelle Wassertemperatur der Ostsee im Internet nachlesen, die bei 13 - 15° Celsius liegt und selbst wenn wir dieses aushalten, gibt es noch ein weiteres Problem. Es gibt keine Ganzkörperdusche mit Mückenspritzmittel. Es gibt hier ja keine offene See, sondern immer geschützte Seelagen mit Flusszuläufen, d.h. ideale Brutstätten für Mücken und die umschwirren uns so schon genug. Wir überlegen aber zur Beruhigung der Ehefrauen einmal ein kurzes Fotoshooting zu machen, damit sie sehen, dass wir noch wohlauf sind.











