Samstag, der 15.06.2013; von Meri Pori (20 km nordwestlich von der Stadt Pori), es geht immer weiter Richtung Norden, wir überschreiten die 3.000-km-Marke und erreichen nach 106 km Kristinestad, wo wir mal im Trockenen auf einem 3-Sterne-Zeltplatz übernac

Bild des Benutzers Karl-Josef

Der sehr große, aber gut ausgestattete 4-Sterne-Platz in Meri Pori erleichterte das Duschen in großzügigen Räumen und auch das Frühstück konnte in der direkt neben dem Zeltplatz befindlichen Küche problemlos zubereitet werden. Danach musste ich mich meinem Hinterrad widmen. Jürgen pumpte die Reifen richtig gut auf und ich widmete mich meinem Freilauf. Hinter dem Zahnkranz sitzt er. Wartung ist an und für sich nicht erforderlich. Doch der ständige Staub vom 3.000 km sitzt zwischen Zahnkranz und Nabe fest. In der Stadt Rauma hatte ich Öl und Fett gekauft, da ich die Vorräte nicht strapazieren wollte. Säubern, ölen, Zahnrad drehen und alles nochmal von vorne. Der Erfolg war nun auf der Strecke spürbar. Wir fahren die Fernradroute Baltic Sea Cycle Route Part Finland entlang, die die Straßennummer 6600 trägt. Sie verläuft im Abstand von 100-800 m entfernt der Ostsee. Der Blick auf das Wasser ist nur sehr selten möglich. Die kleine Asphaltstraße erlaubt ein zügiges Fahren vorbei an Kiefern und Tannenwäldern, die mit Abschnitten von sehr kräftigen Birkenbeständen durchsetzt sind. Die „Berg- und Talfahrt“ bleibt uns nicht erspart, ist aber gut zu bewältigen. Gegen Mittag sind wir im Örtchen Merikarvia. Dort finden wir einen kleinen, aber von der Bevölkerung wohl gut angenommenen Gasthof. Ein Büfett entweder mit Erbsensuppe oder ein Kartoffel-Fleisch-Auflauf steht zur Verfügung. Da das Essen sehr reichlich und gut war, geht es mit frischer Kraft weiter. Je mehr wir nach Norden kommen, desto stärker weichen die Wälder von der Straße zurück und machen zunächst kleinen, später immer größer werdenden Feldern Platz. Die Weiden und Ställe deuten auf Viehhaltung hin. Zwischen dem zu vermutenden Ufer und nur manchmal von der Straße einsehbar verstecken sich viele kleine Wohnhäuser, die wohl auch als Wochenenddomizil genutzt werden. Ältere Häuser sind immer mit Zaun, Wiese und Blumengärten sowie Nutzgarten versehen. Die Sonne hatte sich im Lauf des Tages immer mal hinter Wolken verzogen. Als wir unser Tagesziel, die rund 10.000 Seelen zählende Stadt Kristinestad, erreichten, schien die Sonne doch noch sehr kräftig zwischen den zahlreichen Bäumen des Campingplatzes hindurch. Zu meiner Verwunderung waren alle Sanitärräume und auch die Küche mit vierstelligen Zahlenschlössern versehen. Ich notierte sie auf mehreren Zetteln, damit man nicht vor dem stillen Örtchen steht und den Zahlencode vergessen hat. Die Küche war sehr sauber und es machte Heiner sichtlich Spaß zu kochen. Am Nachbartisch sprach er zwei junge Frauen auf Englisch an, jedoch war schnell klar, dass sie aus Deutschland kamen. Sie (Yvonne und Danaci) erzählten von ihren Trackingtouren mit Rucksack oder Fahrrad in Mittel- und Nordamerika. Nun sind sie von Stockholm über die Schären, in ähnlicher Route wie wir, zum Nordkap unterwegs. Um 23:15 wurden wir von einer herrischen älteren Dame unsanft auf die Schließung des Aufenthaltsraumes und damit auch der Küche hingewiesen. Schnell wurde gespült und die nötigen Utensilien für das Frühstück zusammengestellt. Yvonne und Danaci sprachen auch etwas Finnisch und erklärten, dass Kristinestad überwiegend schwedischsprachig ist, wie der größte Teil der Küstenbevölkerung. Die Stadt selber soll nach Reiseführer „die gemütlichste Kleinstadt Finnlands“ sein. Bei der Fahrt über den Marktplatz waren viele Holzhäuser in engen Gassen zu sehen, die eine sehr anheimelnde Atmosphäre schaffen. Wir erlebten nur einen unfreundlichen Platzwart der sein Reich rigide führt. Die Sanitäranlagen sind sehr sauber und äußerst gepflegt. Ich nutzte daher ausgiebig die abendliche Dusche und dachte beim Wechseln der Kleidung – die muss gewaschen werden, und zwar alles was in den Packtaschen ist. Das Thema wurde beim Abendessen auch besprochen und so ist in allerkürzester Zeit ein Waschtag vorgesehen. Wäsche hin oder her – der gemütliche warme Schlafsack auf der dicken Thermarestmatratze lässt mich immer gut einschlafen.

Tags: