Als wir am Morgen gemütlich in der Küche unseres Zeltplatzes sitzen, kommt ein Gewitter mit Starkregen runter. Glücklicherweise haben wir unsere Zelte auf kleinen Wiesenbuckeln stehen. Um die Zelte herum haben sich Tümpel gebildet und es ist schwierig einen halbwegs trockenen Pfad zu finden, um wieder an die Zelte heran zu kommen. Das Gewitter hält gut 2 h an, so dass wir in der trockenen, warmen (hier steht ein großer Boiler der seine Wärme in die Küche abgibt) und gemütlichen Küche noch an unseren Blogs arbeiten können und unsere weitere Reiseroute überlegen können. Wir haben es wirklich gut angetroffen, hier auf diesem Campingplatz in Töre. Die von Heiner gestern bereits angesprochene Urkunde (s. News vom 26.06.2013), ist normalerweise gebührenpflichtig und wurde eigens mit unseren Vornamen versehen. Da der Campingplatzbesitzer unsere tolle Leistung honorieren wollte, hat er uns diese geschenkt und auch für die Waschmaschine brauchen wir nur den halben Preis zu zahlen. Ja, wir mussten gestern mal wieder dringend einige unserer Kleidungsstücke durchwaschen, die in den sonnigen Abendstunden auch noch schön trocken wurden. Manchmal wundern wir uns selber, dass sich noch keiner höflich distanziert hat, wenn wir während unseren Fahrten immer mal wieder nach dem richtigen Weg fragen. Aber auch gegenseitig ist es eigentlich immer so, dass wir uns noch riechen können. Wenn es mal nicht so ist, liegt es meistens nicht am Geruch. Karl-Josef und ich besuchen abends noch den kleinen Hafen, in dem auf einer Boje Längen- und Breitengrade der nördlichsten Stelle der Ostsee geschrieben stehen. Nun zurück zum Donnerstagmorgen. Nachdem der Regen aufgehört hat, wird schnell zusammengepackt und auch nicht mehr abgewartet, bis unsere Zelte abgetrocknet sind. Der Versuch noch schnell die Blogbeiträge loszuschicken scheitert, obwohl wir gestern Abend doch gute Verbindung hatten. Nun geht’s auf die Räder und auf die E4. Es liefe ganz gut, wenn es nicht den begleitenden Auto- und LKW-Verkehr gäbe. Von meiner Nordkaptour vor 18 Jahren habe ich die Befahrungsmöglichkeit der E4 ganz anders in Erinnerung. 3 Tage später erfahren wir, dass die E4 streckenweise in der Streckenführung, aber auch in der Gestaltung erneuert worden ist. Damals gab es nicht die durchgehende Mittenabsperrung, die den LKWs nicht die Möglichkeit bietet immer auszuweichen und einen entsprechenden Abstand zu uns zu halten. Fast alle fahren sehr vorsichtig an uns vorbei, warten auch teilweise, bis sich eine bessere Möglichkeit bietet zu überholen. Aber es gibt auch solche, die der Ansicht sind, dass sie die Straße für sich gemietet haben. Da einer der Mitradler erhebliche Probleme hiermit hatte, wurde die E4 verlassen und nur noch begleitende Straßen gesucht. Diese Alternativroute verläuft im Zick-Zack um die E4 herum, benutzt normale Landstraßen, Feldwege und auch aber eher sehr selten Fahrradwege (insbesondere bei Durchquerungen von Dörfern). Die Suche nach Ausweichmöglichkeiten ist schwierig, da es keine parallele Küstenstraße zur E4 gibt. Die meisten Straßen laufen vom Hochland zur Küste, also kreuzend zu unserer Route. Es steht zu erwarten, dass wir hierdurch eine ca. 60-80 % längere Strecke gegenüber der Nutzung der E4 haben werden. Ein großes Problem ist auch, dass die Alternativstrecken weitestgehend durch dünn besiedelte Gegenden verlaufen und somit Übernachtungs-, Verpflegungs- und Restaurantmöglichkeiten nur in weiten Entfernungen gegeben sind. Da wir ja keine Zeitlimitierung für unsere Reise haben, sollte es kein Problem bedeuten und der große Vorteil ist, dass wir landschaftlich deutlich mehr mitbekommen. Auf einsamen Straßen finden wir immer wieder am Straßenrand Briefkästen, wo nur ein Feldweg oder auch nur ein kleiner Pfad reingeht. Von den Häusern ist häufig nichts zu sehen. Manchmal finden wir auch sehr interessant gestaltete Kästen (s. Foto). Da die Flüsse aus dem Hochland zur Ostsee fließen und wir diese Flüsse jeweils queren müssen, haben wir nach Flussüberquerungen in der Regel immer wieder Anstiege, um aus dem Taleinschnitt wieder auf Höhe zu kommen. Dies ist hier ganz anders als auf der anderen Seite der Ostsee in Finnland. Vor Verwaltungs- / Bürogebäuden und Kirchen finden wir häufig Anschlussboxen, die im Winter für die Beheizung der PKWs dienen. Am Hafen vorbei kommen wir in Luleå am späten Nachmittag an und versuchen ein Geschäft ausfindig zu machen, wo wir eine aktuelle und bessere Straßenkarte kaufen wollen. Wie schon in Råneå finden wir keine spezielle Fahrradkarte, sondern nur einen Straßenatlas, über ganz Schweden, leider ohne Entfernungsangaben der einzelnen Straßenabschnitte, was uns an den Folgetagen noch Probleme machen wird. Wir treffen ein junges Pärchen aus Belgien, die aus dem Süden − auch mit Rädern − hier in Luleå ihren Zielort haben und morgen mit dem Flugzeug zurückfliegen. Sie haben eine wesentlich bessere Karte, die sie allerdings in Belgien gekauft haben. Leider möchten sie uns die Karte nicht vermachen, da sie sich eine Reihe von Notizen in die Karte über ihren Verlauf und Erlebnisse rein geschrieben haben. Auf dem Campingplatz in Luleå werde ich zunächst aufgefordert eine Mitgliedskarte für umgerechnet 18 € zu kaufen, sonst sei es nicht möglich zu übernachten. Dies ist ärgerlich, aber lässt sich nicht vermeiden. Als Ausgleich drücke ich mich so geschickt aus, dass der Eindruck entsteht, wir hätten nur 1 Zelt für 3 Personen. Wir finden einen Platz versteckt hinter einer Buschhecke, wo wir uns platzieren. Als wir gerade mit dem Zeltaufbau beginnen, prasselt ein Regenschauer runter und ich merke nicht, dass ich mein Zelt in einer Kuhle aufbaue. Der Regen geht die ganze Nacht durch und am nächsten Tag stelle ich fest, dass unter meiner Thermarestmatratze alles nass ist. Gottseidank ist alles andere trocken geblieben. Auch das WiFi kriegen wir nicht zum Laufen, also wieder nichts mit Versenden der News! Das Trommeln des Regens aufs Zelt kann sehr beruhigend sein,….solange die Blase sich nicht meldet!










