Freitag, den 28.06.2013; von Luleå vorbei an der Großstadt Pieta mit einem anspruchsvollen Ziel und einer überraschenden Wende in der Sonne bei Hemmingsmark

Bild des Benutzers Karl-Josef

Wenn auf einer Wiese ein Wolkenbruch hernieder geht, ist meist für Menschen im Zelt „Land unter“. Jürgen hat das schon gestern beschrieben. Ich gehe mit GoreTex-Socken (wasserdicht!) über den langen Wiesenweg zum Duschen (ohne GoreTex-Socken) und nehme alles, was ich zum Frühstück in den Packtaschen habe, gleich mit. Ausgiebiges Frühstück, am Blog arbeiten und sobald die Sonne herauskommt, Zelt abbrechen und losfahren ist angesagt. Wieder auf der Straße hat sich die Sonne verzogen, der Wind zugelegt, so dass wir fast von der sehr langen Brücke des Flusses Lueälven geblasen wurden. Über uns nur noch graue Wolkensuppe, Wind der unangenehm kalt ist und gleichzeitig den Nebel entgegen treibt. Unser Weg führt im großen Bogen aus dem Stadtrandgebiet von Luleå hinunter Richtung Küste, um dann dem Ostseeküstenradweg Nr. 10 zu folgen. Je näher wir der Küste kommen, desto intensiver wird der Nebel. So einen kalten ungemütlichen Start hatte ich in unserer bisherigen Tour noch nicht erlebt. Die Küste war nicht zu sehen. Nicht wegen des Nebels. Kiefernwälder und die überall gegenwärtigen Felsformationen der Eiszeit sowie die zerklüftete Küste, mal in der Ferne, mal nahe an der Straße, versperren die Sicht. Die bekannten gepflegten Häuser mit viel Wiesenfläche − akkurat gemäht – sind seltener zu sehen. Hier überwiegen Ferienhäuser, versteckt an der Küste und hinter der Felsenlandschaft. Nach 15 km überfahren wir die von Jürgen schon beschriebe „E4“, eine, je nach Steigung im Wechsel zwischen zweispurige und einspurige Hauptverkehrsstraße der Küstenregion. Nun geht es jedoch noch mehr in die Berge. Hier trotzen wir auf unseren Rädern im stetigen Auf und Ab den Relikten der Eiszeit. Das Land fällt zur Küste hin ab. Zusätzlich überwinden wir Höhen und Tiefen ehemaliger Gletscher oder sich eingrabender Flüsse in Richtung Ostsee. Die Landschaft wechselt entsprechend zwischen Sumpfgebieten mit Quellmoos, Wollgras und niedrigen Birken sowie höher gelegenen trocken Zonen. Geht’s bergab, kommt bald ein Fluss oder ein See in einem kleinen Tal. Eine wunderbare Landschaft – aber anstrengend. Am Nachmittag sind wir zurück an der Küste in der Großstadt Pitea angekommen. Dort entscheiden wir uns nicht den örtlichen Campingplatz aufzusuchen, sondern noch ca. 25 km weiter zu fahren, da Zeit und Strecke weitere Kilometer ermöglichen und ein Campingplatz in Fällfors lockte. Strecke gleich Entfernung und weitere kräftezehrende Berg- und Talfahrten wurden von uns unterschätzt. Wie gerufen lag vor uns einer dieser malerischen Seen nicht nur mit Schilfufer sondern auch mit einer frisch gemähten Wiese, einem Badesteg und – einem Plumpsklo! Unsere Vorräte – insbesondere Wasser – reichen aus „wild“ zu zelten. Neben der großen Wiese stand ein Wohnmobil aus Heidelberg. Die Besitzer kamen nach ca. 1 h von einem Spaziergang zurück, zogen die Badesachen an und sprangen in den durch Moorwasser kaffeebraunen See. Nachdem wir die Zelte aufgebaut hatten, folgten wir ihnen nach. Das Wasser war nicht kalt und roch für mich sehr angenehm nach Moorpackung. Die Sonne hatte es bereits gegen Mittag geschafft, durch Nebel und Wolkendecke zu stoßen. Das von einer lieben Leserin unseres Blogs gewünschte Foto wurde geschossen. Was genau, seht ihr unten. Die Nachbarn aus Heidelberg waren unterwegs zum Nordkap, das sie schon mal vor dreißig Jahren besucht hatten. Zum Abendessen unterstützten sie uns noch mit ihrem Gasherd beim Nudelkochen, da einer unserer Benzinkocher nicht so richtig wollte. Die Sonne ging genau gegenüber dem Zeltplatz auf der anderen Seeseite unter. Ein wunderschöner und sehr friedlicher Anblick! Es war schon spät geworden und ich wartete nicht bis sie ganz hinter der fernen Tannenreihe unterging. Jürgen saß vor dem Badesteg und hielt das Ereignis in Bildern fest.

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