Auch wenn der Erholungsschlaf kurz war, hat der Tag Pause mal wieder gut getan, da wir unsere Räder gestern auf Vordermann haben bringen können. So kurz nach 24:00 Uhr machte die Liveband mal Pause und wir dachten schon, dass wir nun zur Ruhe kommen können. Aber weit gefehlt, sie holten nur noch einmal Anlauf um ins Finale zu starten, um dann gegen 01:30 Uhr endgültig uns die nötige Bett- (Thermarest-)ruhe zu gönnen. Trotz allem fühlen wir uns ausgeruht, als wir so um 6:30 Uhr wegen der Übertemperatur im Zelt (die Sonne strahlt mit voller Kraft aufs Zeltdach) volle Pulle einfinden. Nach dem kurzen heftigen Schauer vom Abend vorher ist nun wieder strahlend blauer Himmel und lässt uns schon unruhig werden, um endlich wieder in die Pedale treten zu können (ok, soll ein Witz sein!). Heiner war nachdem er gestern Abend eigentlich zum Tanzen gegangen war, schon nach wenigen Minuten wieder zurück, da ihm die Musik nicht zugesprochen hatte und schon gegen 21:00 Uhr im Zelt verschwunden. Nun am Morgen saß er und schrieb am Blog, als ich wach wurde. Die schöne Küche nutzen wir noch ausgiebig zum Frühstücken und dann schwingen wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf die Räder. Die ersten Kilometer geht es über die E4, die allerdings einen breiten Seitenstreifen hat und somit uns ausreichend Platz lässt. Danach geht es in die Höga Kusten. Es ist ein wunderschönes Gebiet mit hohen Bergen, eingeschnittenen Küstentälern und vielen Bergseen. Heute weitestgehend über asphaltierte Straßen, aber wieder mit vielen Kletterpartien. Das schöne Wetter lässt die erblühten Seitenstreifen in den schillerndsten Farben erstrahlen und man möchte am liebsten alle diese Eindrücke fotografisch festhalten, was nicht geht. Es gibt Streckenabschnitte, wo uns eine ungewohnte Stille umgibt. Nur das Rauschen des Blätterwaldes als Untermalung. Wir nehmen das Pfeifen der Vogelwelt wahr, oder aber stopp, nein, es ist der eigene Atem, wenn wir mal wieder eine Bergkuppe überwunden haben. Da, das hohe Gepiepe der Feldlerche, hier in der Bergwelt? Noch einmal genau hinhören! Ist es etwa das linke Pedal, das nach den Regenfahrten in letzter Zeit etwas die Schmierung der Klickauslösung verloren hat? Sind wir jetzt mit der Natur vollends in Einklang gekommen? Wir fahren an dem Städtchen Nordingrå vorbei und der Wind wendet sich uns jetzt mit voller Energie entgegen. Windschattenfahren ist angesagt, aber nur schwer zu nutzen. Manch einer versucht es erst gar nicht und hat später seine Schwierigkeiten, die kurze aber anstrengende Tagesetappe zu schaffen. Für die anderen ein Problem immer aus dem gewöhnlichen „Tritt“ zu kommen, warten und neu anrollen zu müssen. Endlich können wir die Höga Kusten verlassen und steuern auf Kramfors zu. Hier muss aber erst einmal eine Brücke über den Ångermanälven überquert werden. Hinter der Brücke gibt es ein Automuseum und hier findet heute ein Oldtimertreffen statt, das uns zum Pause machen einlädt. Noch viele Hügel wollen überwunden werden, bis wir endlich unser Ziel Kramfors erreichen. Wie mit meinem Freund Hans vereinbart, teile ich unsere Ankunft in Kramfors mit. Hans ist aber noch unterwegs und Kerstin hat auch noch Verpflichtungen. Wir vereinbaren, dass wir uns abends um 19:00 Uhr in ihrem Haus treffen. Nach dem Auffüllen der Vorräte suchen wir den etwas versteckten Campingplatz und bauen unsere Zelte auf. Danach machen wir uns stadtfein und fahren über Feldwege zum nahegelegenen Haus der beiden. Herzlich ist die Begrüßung mit Hans, der auf der Veranda vor seinem Haus sitzt und in einem Buch liest. Kerstin kommt etwas später, da sie noch mit ihrem Chor in der nahe gelegenen Kirche gesungen hat. Sie hat für uns 2 verschiedene leckere Quiche gemacht. Eine mit Käse und die andere mit Oliven und Tomaten. Es werden die Begebenheiten der letzten 19 Jahre seit unserer Nordkap-Reise kurz erläutert. So kann ich berichten, wie die Entwicklung der damaligen Teilnehmer abgelaufen ist. Daniel wird als mittlerweile promovierter Soziologe eine Professur in Aachen aufnehmen und ist bereits stolzer Vater. Genauso, wie Stefan bereits einen Sohn hat und Architekt ist. Simeon hingegen hat noch keine Kinder und ist als promovierter Ökonom einer der wichtigsten Konjunkturforscher in Deutschland. Hans berichtete von seinen Kindern. Eric wohnt noch zu Hause und wird mit Freunden, die eine ähnliche gesundheitliche Beeinträchtigung haben (Downsyndrom) am Montag an einer Freizeit teilnehmen und ist daher sehr nervös und mag nicht so richtig in Kontakt zu uns treten. Hans ist seit einigen Jahren pensioniert, nimmt aber noch regelmäßig Vertretungsaufgaben für seine Pfarrerkollegen war. Er hatte am Anfang des Jahres eine schwierige Magenoperation und so kritisch es auch war, hat er daraus neue Kraft gewinnen können, um seinen Bestimmungen weiter nachzugehen. Da Heiner gesellschaftspolitische Themen, hier insbesondere zur Haltung der Schweden im 3. Reich und die Situation der heutigen Jugend in der Kirche im Allgemeinen diskutieren wollte, die aufgrund der mangelnden Englischkenntnisse zu manchen Irritationen führten, blieb die Unterhaltung sehr unbeständig. So lief uns dann nach gut 4 Stunden der Gesprächsstoff aus. Ich hatte Hans gebeten, am morgigen Tag, dem Sonntag, an einem Gottesdienst teilnehmen zu dürfen, den er halten wird. Hans bot an, da die Kirche ca. 20 km entfernt ist, uns mit dem Auto am Campingplatz abzuholen. Wir verabschiedeten uns dann auf den morgigen Tag.











