Dienstag, der 16.07.2013; der 2. Tag in Stockholm und eine Entdeckungsfahrt mit Schiff und nicht mit Fahrrad; die Inselwelt der Stadt wird langsam überschaubar. Braunbär, Wolf und Elch sagen wir guten Tag.

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Frühstück an Deck. Ich fühle mich wie ein „Leichtmatrose“ auf einem Dreimastschoner, der Af Chapman. Die Stadt präsentiert sich von meinem Sitz hoch auf dem Oberdeck mit ihren Superlativen. Stockholm liegt auf 14 Inseln, die durch 53 Brücken verbunden sind, denn 30 % der Stadtfläche besteht aus Wasser und natürlich auch ein Teil aus Waldgebieten. Für Kunst- und Wissensbegierige stehen 87 Museen zur Verfügung. Hier an Deck könnte man Stunden sitzen um ein- und ausfahrende Schiffe vom Paddelboot über 4-Mast-Segler bis hin zu Schiffen wie der Aida zu beobachten. Morgens wird diskutiert „wer hat gestern angelegt“? Langsam kennt man die vorbeiziehenden Personenschiffe auf ihren Routen an verschiedenen Orten der Stadt. Dazwischen verkehren Touristenboote, die wie bei Stadtrundfahrten Wissenshungrige einfach von Inseln zu Insel oder zu Sehenswürdigkeit bringen. Jürgen und ich wollen heute Morgen gleich so ein Boot besteigen und mit dem Slogan „Hop-on, Hop-off“ durch die Stadt mit den vielen Wasserwegen reisen. Unsere Insel mit „unserer Af Chapman“ heißt Skepps-Holmen und ist von der Geografie aus betrachtet, mitten in Stockholm gegenüber der Altstadt und dem Königspalast zu finden. Jeder mit einem Stadtplan bewaffnet gehen wir zu Fuß (endlich mal die Füße nicht mehr im Kreis auf dem Fahrrad bewegen) zur Anlegestelle. Wir springen auf das gerade abfahrende Boot. Eine nette Frauenstimme beschreibt in Deutsch das was wir gerade sehen. Ich erfahre, dass eine Eigentumswohnung an der Strandvägen, der „Flaniermeile“ der Stadt, eine Million Kronen (ca. 100.000 €) pro Quadratmeter kostet. Unser erstes Ziel ist der große Skansen Park auf der Halbinsel Djurgården. Hier laufen wir vorbei am Gröna Lunds Tivoli, einem sehr großen Freizeitpark und gehen schnurstracks in das älteste Freilichtmuseum Europas, dem Skansen. Neben alten Bauwerken und Handwerksbetrieben aus den letzten 700 Jahren interessiert uns natürlich der dort auch beheimatete Zoo. Hier werden die Bilder geschossen, zu denen wir (teilweise zum Glück) in freier Wildbahn leider nicht gekommen sind: Braunbären, Luchse, Wölfe und natürlich der Elch gehören zur ursprünglichen Tierwelt Skandinaviens. Beeindruckt war ich von einem Holzhaus aus dem Jahr 1400. Die Holzkirche „Seglova Church“ von 1730 ist heute eine populäre Hochzeitskirche mit wunderbaren alten Deckengemälden und einer schlichten wie beeindruckenden Ausstattung. Daneben freuten wir uns über eine Elch-Mama mit ihrem im Mai geborenen Jungen sowie den herumtollenden Braunbären. Bei Letzteren bin ich froh, sie nicht unterwegs getroffen zu haben, was ohne weiteres hätte möglich sein können. Die Bilder, die Jürgen und ich „geschossen“ haben, seht ihr wie immer unten. Der Blick von Djurgården Island gegen Norden nach Östermalm eröffnet eine andere Perspektive der Stadt. Für unsere Verhältnisse niedrige Wohnblocks mit maximal 8 Etagen zeigen die moderne „Wohnstadt“. Die „älteren Wohnhäuser“ sind im Stadtteil Södermalm genau gegenüber der Altstadt „Old Town“ zu finden. Mit dem Touristenboot „Hop-on Hop-Off“ fahren wir schnell auf das andere Ufer und laufen die vielen Stufen der steilen Küste hoch. Vom Hochhaus „Katarinahissen“ ist ein Blick über die Stadt mit ihren vielen Kirchtürmen möglich. Diese Perspektive ist für mich etwas ernüchternd, da das „Fühlen“ der über viele Wege pulsierenden Stadt nicht spürbar ist. Herab geht es in den Stadtteil Östermalm und dort in die Einkaufsstraße Gotgaten, wo die Stockholmer Bevölkerung des Viertels in vielen kleinen Läden ihre Einkäufe tätigen oder sich in Cafés, Restaurants, etc. treffen. Hier hatten auch wir in einem verschachtelten Supermarkt unsere Lebensmittel gekauft. Vorher saßen wir noch auf einem wunderschönen kleinen Platz mit vielen alten Bäumen, dem Mosebacken Trog und tranken Kaffee und beobachteten das Leben um uns herum. Runter zum Boot über einen sehr belebten Knotenpunkt der Stadt, dem Södermalmstorg und Slussplan wo sich wirklich Wasserstraßen, Eisenbahnschienen, PKW- und Busverkehrsstraße, Fußgängerbrücken und breite Fahrradwege gleichzeitig neben-, über- und untereinander treffen. Das alles unter heißer Sonne an diesem herrlichen Tag. Wir warteten kurz und unser Hop-on-hop-off-Boot kam und wir genossen nochmal eine Rundfahrt zum „The Royal Palace Kunglga Slottet“ und dann zum Nybrohamnen von dem die modernen Einkaufpassagen abgehen. Zum Schluss auf die bisher unbekannte Rückseite unserer Insel Skepps-Holmen. Sie beherbergt die Kunstakademie und das Museum of Modern Art. Nach dem in der Jugendherberge zubereiteten Abendessen genießen wir etwas müde vom „eindrucksvollen Tag“ den Abend an Deck und beobachten das Treiben auf dem Wasser. Heiner erzählt von seinen Erlebnissen. Blutrot geht im Westen über Old Town die Sonne unter. Ich ziehe mich in meine Koje zurück.

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