Endlich mal ausschlafen in einem himmlischen Bett. Obwohl, es war etwas warm, nach den letzten Nächten im Freien, bzw. in der Blockhütte. Schnell eine warme Dusche und, noch nass hinter den Ohren, nach unten, wo uns ein tolles Frühstück erwartet. Deftig aber lecker mit viel Liebe zubereitet und was das Schönste ist: 2 große Plastiktüten mit gewaschener und getrockneter Wäsche. Mit viel Genuss wird gefrühstückt, sogar dunkles Brot gibt es. Nur der Kaffee ist ungefiltert, das heißt, Kaffeemehl in einen kleinen Topf und heißes Wasser drauf. Die Kaffeemenge ist überschaubar und so schüttet Heiner uns aus den Vorräten der Küche nochmal den Topf mit Nescafé auf. Danach geht es nochmal aufs Zimmer, wo wir unsere frisch duftende Wäsche in die Packtaschen verstauen und uns ausgehfertig machen. Die gekaufte Landkarte hat auf der Rückseite einen detaillierten Stadtplan der Stadt Kaliningrad (Königsberg), aber…alles nur in Kyrillisch geschrieben. Das hat aber den Vorteil, dass man auch die Straßennamen zuordnen kann, denn die sind ja auch auf Kyrillisch geschrieben. Nachteil ist, dass man die Sehenswürdigkeiten nicht einfach zuordnen kann. Ich muss zugeben, dass ich mich nicht auf Sehenswürdigkeiten zu Kaliningrad vorbereitet habe. Deshalb bevor es losgeht nochmal schnell ins Internet, aber außer dem Dohnaturm Königsberg und dem Königsberger Tiergarten ist nichts Interessantes zu finden. Also machen wir uns auf die Socken, ihr hört richtig, nicht mit dem Rad. Unser Quartier ist ca. 4 km von der Innenstadt entfernt. Wie unvorbereitet wir losmarschieren, kann man daran erkennen, dass wir nicht wissen, wie man an Fahrkarten für einen Bus kommt. Es gibt keine Automaten an den Haltestellen, keine in den Bussen und beim Fahrer geht keine Tür auf und wir sehen auch niemanden dort Fahrscheine kaufen. Also überlegen wir nicht lange und marschieren los. So gut es gestern geklappt hat unsere Pension zu finden, so schwer finden wir uns im Zentrum von Kaliningrad zurecht. Die Beschilderung der Straßen ist nicht gleichermaßen zugeordnet und manche Straßen finden wir einfach nicht. Wie hilfreich wäre es im Navigon auch Russland noch zu haben, aber nur für Kaliningrad (3 Tage)? Wir marschieren einfach Richtung Zentrum und nach 3 Schleifen entdecken wir die die russisch-orthodoxe Christ-Erlöser-Kathedrale. Sie ist mit 73 m das höchste Gebäude Kaliningrads und das größte Kirchengebäude der Oblast Kaliningrad. Seit 2009 dient sie als Metropolitankirche der Diözese von Kaliningrad und Baltijsk. Die Kathedrale ist im traditionellen russisch-byzantinischen Stil entworfen. Das Gebäude ist im Grundriss ein achteckiges Gebäude mit vier weiteren Zwiebeltürmen. Wie alle orthodoxen Kirchen ist auch diese mit farbenfrohen Ikonostasen ausgemalt. Neben der Kathedrale befindet sich eine ursprünglich als Provisorium gedachte Holzkirche. Diese „kleine Kathedrale“ wurde 1996 neben der Baustelle der Christ-Erlöser-Kathedrale errichtet. Also alles relativ neue Bauten. Es war bereits Nachmittag geworden und wir hatten sowohl das Bedürfnis eine Toilette aufzusuchen, als auch etwas zu essen. Wir fanden ein kleines Restaurant hatten aber folgende Probleme: 1. Es gab keine Toilette, 2. Wir konnten dem Kellner nicht verständlich machen, was wir bestellen wollten. Heiner versuchte es mit einer Zeichnung eines Fisches und hatte Glück (s. Foto). Ich zeigte auf das Gericht einer Dame am Nachbartisch, bekam aber nichts. Heiner ließ mich dann die Hälfte von seinem Fischgericht mitessen. Die Toilette fanden wir dann auch noch durch die Hilfe der besagten Frau, deren Gericht ich gerne bestellt hätte, in einem naheliegenden Kaufhaus. Wir marschieren weiter und finden trotz kyrillischer Schrift den Dohnaturm auf der Ostseite des Obersees. Was ich erst später recherchiere ist, dass sich in dieser Wehranlage die bedeutendste Bernsteinausstellung der Welt befindet. Da wir Turm und Ausstellung jedoch nicht zuordnen können, schlurfen wir leider vorbei und finden auch den Zugang zu einem schön gestalteten Boulevard um den Obersee nicht und laufen stattdessen entlang einer verkehrsreichen Straße. Auf Orientierungssuche spricht Heiner eine Frau an, die uns nach einer Auskunft über den Weg überreden möchte, an einem Kongress über verschiedene Architekturformen im baltischen Raum teilzunehmen. Mit Verweis darauf, morgen unseren hochgeschätzten Karl-Josef wieder einfangen zu müssen, sagen wir dieses für Fachpublikum wahrscheinlich hochaktuelle Symposium leider ab. Wir haben unsere T-Shirts mit dem Logo unserer Ostseeumrundung angezogen und werden von verschiedenen deutschen Touristen darauf angesprochen, die uns viel Erfolg für das Gelingen der Tour wünschen. Bei der Umrundung des Obersees fängt es leicht an zu regnen, ein Umstand, den wir fast vergessen hatten;glücklicherweise hört es aber schnell wieder auf. Auffallend bei unserer Besichtigungstour ist, welche großen Gegensätze es gibt. Die dicksten Autos der Marken BMW, Audi, Mercedes und Toyota; Frauen elegant gekleidet mit Stilettoabsätzen der Extraklasse. Auf der anderen Seite die öffentlichen Einrichtungen: Straßen, Bürgersteige, Gebäude und die Straßenbahnen in sehr schlechtem Zustand. Am Abend warten wir noch auf die beginnende Dämmerung, um die beleuchtete Atmosphäre um die Christ-Erlöser-Kathedrale einzufangen. Hier in Kaliningrad ist die Uhr 1 Stunde vorgestellt, d.h. es wird erst relativ spät dunkel. So machen wir uns erst um 22:30 Uhr auf den Rückweg zu unserer Pension, haben aber erhebliche Schwierigkeiten diese zu finden. Nur mit Hilfe vieler Rückfragen an immer freundliche und hilfsbereite Nachtschwärmer finden wir zurück und freuen uns dann wieder in die kuscheligen Betten kriechen zu können.














